VITRINE-FN #33 – VERNISSAGE am 23.12.2016 ab 18°°

„KRIEG, GEWALT, FLUCHT, MIGRATION“
Marie Thereza Alves – Sven Borger – Stephan Mörsch – Neda Tayebi –
H.W. Jäger

Sie sind herzlich eingeladen zur Eröffnung am Freitag 23. Dezember 2016 von 18 – 21 Uhr
zur Betrachtung und zum Gespräch bei Getränken

Wir alle sind Flüchtlinge – täglich vor dem Tod. Was für uns so abstrakt philosophisch erscheint, betrifft tatsächlich sehr viele Menschen auf der Erde real, alltäglich.
Unsere Vorfahren waren über Jahrtausende in „Wanderbewegungen“ auf den Kontinenten unterwegs. In „Hungerjahren“ des 18. und 19.Jahrhunderts oder aus politischen Gründen nach 1848 und 1933 flüchteten viele um ihr Leben zu retten, auch aus unserer Region.
So ist Flucht und Migration ein globales Phänomen das immer wieder andere Regionen betrifft. Solange es Despoten gibt, die Menschen unterdrücken, vertreiben, ausrotten, solange wir für unseren Wohlstand die Welt ausplündern (lassen), wird sich daran nichts ändern. Als Teil der Menschheit steht uns Toleranz und Hilfsbereitschaft gut zu Gesicht – wer weiss schon wann es uns betrifft… Es stellt sich die Frage nach Humanismus und Mitgefühl und wie wir dazu stehen. Und es stellt sich die Frage wie mit diesen gefährlichen Situationen umzugehen ist.
Die iranische Künstlerin Neda Tayebi beantwortet diese mit ihren Aktionen, im „Nachkriegs“-Afghanistan Panzer- und anderen Militärschrott bunt, hippiesk und mit traditionellen Ornamenten zu bemalen. So versucht sie die Schrecken und Geister der
Erinnerung zu vertreiben, den Alltag zu befrieden.
Sven Borger serviert uns sofort einleuchtende Gründe zur Flucht auf seinen „Sammeltellern“. Umrahmt von klassischem floralen „Burgenland“-Dekor in Kobaltblau finden sich Bilder aus dem syrischen Bürgerkrieg wie sie jeder aus Zeitungen und TV kennt. Angelehnt an die „patriotischen Tellern“ z.B. des 1. Weltkriegs dreht er die Heroik um und platziert Explosionswolken, zerbombte Häuser, Hubschrauber im Einsatz als Motiv. Guten Appetit – danach noch zur Pegida-Zusammenrottung…
Auf die Situation und das Leben der hier Angekommenen verweisen die Arbeiten von Stephan Mörsch. Er hat sich das Leben im sogenannten „Dschungel von Calais“ mehrmals genauer angeschaut, fotografiert und gezeichnet. Dabei hat er Erstaunliches erfahren über selbstorganisierte Strukturen und Überlebenswille. Er schafft genaue Modelle der improvisierten Behausungen, lässt die „Stadt“ mit seinen bis zu 30000 Bewohnern im Modell auferstehen und gewährt Einblicke ins Amusement, Bars zu denen selbst englische „Trinktouristen“ pilgerten.
Auf sehr wunderbare poetische Art führt uns Marie Thereza Alves in ihrem Video vor Augen wie sehr in unserer Welt alles miteinander verwoben, verbunden ist. Sie zeigt Migration und Globalisierung im positiven Sinn, zeigt uns Obst und Gemüse in mimischem Spiel zu deren Geschmack und Eigenheiten und nennt deren wahre Heimat, was uns manches Mal staunen lässt. Eine überbordende Präsentation der Schönheit von Vielfalt.
Mit den nationalen Auswirkungen, besser Auswüchsen, in unseren Köpfen wie in der Politik durch die hier angekommenen überwiegend Kriegsflüchtlingen beschäftigt sich H.W. Jäger. Auf den Werbeplakaten der Parteien zur Berliner Landtagswahl lassen sich
erschreckende Parolen und Graffiti-Kommentare ablesen wie sie auch über Stammtischen schweben und in manchen Köpfen rumgeistern.Ich hoffe dass Ihr Interesse geweckt wurde und freue mich auf Ihren Besuch.
Die Ausstellung ist zu sehen vom 23. Dezember 2016 bis 28. Februar 2017 täglich 24 Stunden.

Friedrichshafen – obere Passage zwischen Buchhorn- und Romanshorner Platz

„Marie Thereza Alves“


„Sven Borger“


„Stephan Mörsch“


„Neda Tayebi“


„Hubi W. Jäger“
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